Angekommen (03.-05.06.2020)

von Reike

Unsere erste Unterkunft war direkt richtig gemütlich. Das winzige Schwedenhäuschen in klassischem Falunrot und mit kontrastreich abgehobenen weißen Elementen stand als Gästehaus eines größeren Bauernhauses dicht neben diesem, eingerahmt von nichts als Feldern.

Bereits die letzten Kilometer dorthin brachten visuell Entschleunigung. Vorbei an einer Bäuerin, die mit Heugabel und stetig monotoner Bewegung frisch gemähtes Gras zu einer viele hunderte Meter langen Reihe aufwarf, vorbei an Ziegen und Schafen erreichten wir unser erstes Domizil am Ende eines Schotterweges.

Dieses kleine Raumwunder brachte keinen Luxus mit sich, aber genügend Platz mit seinem Wohnzimmer, welches gleichzeitig Schlafzimmer für uns vier war und eigener Holzterasse, die sich dann doch wieder nach Luxus anfühlte. Eine hohe Hecke aus kurz vor der Blüte stehendem Flieder trennte die Terasse vom benachbarten Ökogemüsebauernhof und bot so etwas wie Intimsphäre.

Sogar die Katze hatte ihren Eingang stilsicher in Form eines Miniatur-Schwedenhauses

Eigentlich hätte alles super und entspannt sein müssen. Aber so war es nicht. Anne war reizbar, ich wortkarg, die Kinder aufgedreht. Und so lag eine gewisse Spannung in der Luft, die sich auch nach der ersten Nacht weiter erhielt. Die Anspannung der letzten Tage saß uns noch spürbar im Nacken und ließ sich auch nicht ganz so leicht abschütteln. Zudem konnte ich keinen ganz so klaren Cut bei mir auf Arbeit machen und war mit einem Gedanken und vielen kleinen Zwischendurch-Besuchen in meinen Arbeitsemails auch mindestens zur Hälfte noch im Strudel der heimischen ToDo-Listen und Verantwortungen verhaftet.

So eine Reise in die Ferne ist auch immer eine Reise ins Ich (siehe auch meinen Post dazu hier). Ich wusste, dass ich nach den Anstrengungen der letzten Jahre nicht einfach einen Schalter umlegen konnte. Und dass uns gerade die ersten Tage unserer Reise ihre ganz eigene Art Anstrengung abverlangen würden. Anstrengung hin oder her, ich freute mich darauf.

Doch im Moment hatte mich die Rastlosigkeit in meinem Kopf noch voll im Griff. Dass wir um uns herum nicht grenzenlosen Wald hatten, sondern Feld an Feld, und dass unsere gemütliche kleine Hütte sich für mich vordergründig „klein“ anfühlte, woran auch deren Gemütlichkeit nichts änderte, förderte mein Gefühl von Eingesperrtsein. Ich musste raus, und so schnallten wir die Fahrräder vom Dachgepäckträger und fuhren los in das wenige Kilometer entfernte Küstenörtchen Vejbystrand.

Eine steife Briese stellte die Pflanzenwelt vorübergehend schräg und uns vor die Herausforderung, gegen sie an zu trampeln. Eine willkommene Ablenkung.

Zur Belohnung empfing uns die winzige Marina, und ihre Bewohner mit kleinen wippenden Jubelbewegungen. Hier noch ein paar Eindrücke:

Kein Wasser ohne die Frage: Können wir baden?
Blick auf den Vejbystrand
Mittagspicknick im Strandpark

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