Ab in die Berge – Skigebiet Branäs (25.07.-01.08.2020)
von Reike
Von Smedjebacken nach Branäs sind es nur gut 200 Kilometer. Das Navi sagt uns drei Stunden. Wir werden sechs brauchen. Wir haben Glück, dass die Kinder unsere langen Fahrten so tapfer nehmen. Zwar machen wir auch immer wieder ausgedehnte Pausen. Doch ist der Komfort in der Fahrgastzelle recht begrenzt. Denn einiges Reisegepäck muss immer auch zwischen den Jungs mitreisen. Auch unser kleiner Basilikum-Topf, der uns mittlerweile seit gut einem Monat begleitet.
Nur mühsam frisst das Reifenquartett Kilometer um Kilometer. Spürbar nehmen die Höhenmeter zu. Immer wieder machen wir Druckausgleich auf den Ohren. Via der AirBnB-App besprechen wir mit unserem Vermieter, dass wir erst gegen sieben oder acht abends am Ferienhaus sein werden. Das stellt kein Problem für ihn da. Er hatte ohnehin eine kontaktlose Übergabe geplant gehabt. Der Schlüssel ist wiedermal in einer mit Zahlenschloss versehenen Schlüsselbox hinterlegt. Der Umstand, dass niemand auf uns wartet, entspannt uns wieder. Dennoch haben wir alle vier keine Lust mehr auf Autofahren. Abendbrot essen wir beim Fahren – es gibt Knäckebrot mit Tubenkäse. Jammi.
Branäs ist das südlichste aller schwedischen Skigebiete. Auf dem Reißbrett entworfen, ist Branäs eine im Sommer weitgehend tote Touristenortschaft für Wintersportler, und Kapitalanlage für wohlhabende Norweger und Schweden. Dieses Jahr aber ist anders. Überall auf der Welt. Und auch in Schweden. Denn wegen Corona dürfen Schweden nicht landauswärts reisen und besinnen sich so auf innerländische Ziele. Das wiederum beschert den Hüttenbetreibern am Branäs, dem gleichnamigen höchsten Berg der Region, einen reichen Besucherstrom.
Ein anderer Strom, nämlich der Klarälven, begleitet uns bereits seit gut 50 Kilometern. Mit ihm im Gleichtakt mäandert sich unsere Landstraße die Berge hinauf. In sanfter Strömung führt dieser größte Fluss Schwedens, welcher nicht ins Meer mündet, uns klares, blaues Wasser aus den norwegischen Bergen entgegen. Links und rechts ufert der Klarälven an dunklen Fichtenwald, der sich wie zähe Fingermalfarbe in verschiedenen Grüntönen die kluftigen Panoramaberge hinabwälzt.
Die letzten 20 Kilometer legen wir auf Schotterpiste mit beängstigender Steigung zurück. Anne bibbert etwas und fragt sich schon, ob wir die Fahrräder lieber unten lassen sollten, um Gewicht zu sparen. Doch der Foki nimmt diese Herausforderung spielend an. Die Dunkelheit setzt bereits ein als wir ankommen. Haus um Haus schaltet seine Lichter an, bis das ganze Dorf wie ein Schwarm Glühwürmer zwischen den Berghängen schwebt. Problemlos kommen wir ins Haus und uns fallen sofort die hochwertigen verbauten Materialien und die Sauberkeit ins Auge. Die stimmigen Farben verhelfen dem Hausinneren mit seinem modernen Zuschnitt in eine ansprechende, wohlige Atmosphäre. Sofort fühlen wir uns alle wohl.
Natürlich erkunden wir zunächst jeden Winkel des Hauses. Wir packen unsere fast aufgebrauchten Essensvorräte in den Kühlschrank, in dem eine Tüte mit der Aufschrift „privat“ steht, nebst einer Flasche Apfelmost und 4 kleinen Bieren. Ob das Haus gelegentlich auch vom Vermieter selbst genutzt wird? Ivo und Nante entdecken gleich die Sauna im Badezimmer und sitzen wenig später entspannt auf duftendem Holz.
Unser Vermieter erkundigt sich, ob wir gut angekommen seien. Sehr gut, sagen wir, und fragen, ob wir die Getränke während unseres Aufenthalts in den Schrank stellen dürfen. Der Saft sei für uns, sagt der Vermieter, ein Willkommensgeschenk. Wir freuen und bedanken uns, haken dann nochmal nach, ob wir die anderen Sachen, die Tüte und die Biere, in den Schrank stellen dürfen. Der Vermieter ist überrascht und offenbar peinlich berührt. Da sollte eigentlich gar nichts außer dem Most im Kühlschrank sein. Ein Freund hätte das Haus die Woche vor uns bewohnt und die Sachen wohl stehen lassen. Das tue ihm außerordentlich leid. Wir sehen kein Problem darin, aber nehmen das extreme Bemühen um Gastfreundschaft und perfekten Service dennoch positiv auf. Die Biere sollen wir bitte austrinken. Nagut, wenns sein muss 🙂
Der erste Tag ist verregnet und kalt. Das schlechte Wetter scheint uns gefolgt zu sein. Seit Wochen sind die Temperaturen um die 15 Grad. Meistens regnet es. Wir nutzen das Wetter und den Umstand, erstmals seit Tagen wieder WLAN zu haben, und verbringen alle vier „Displayzeit“. Anne schmökert im Internet. Ich spiele mit den Jungs Minecraft. Als es am Nachmittag abtrocknet, entschließen wir uns zu einem kleinen Erkundungsausflug.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den gegenüberliegenden Gipfel und sind überwältigt von der fantastischen Aussicht aufs Bergdorf und das dahinter liegende Tal, welches der Klarälven vor vielen tausend Jahren ausgewaschen hat.
Zurück in der Hütte lassen wir den Abend bei einem durchaus akzeptablen Viega Bryg ausklingen. Zu gerne hätten wir uns auch den Kamin angemacht, doch leider liegt kein Feuerholz bereit. Vermutlich ist hier einfach noch nicht Saison. Kommt mit auf die Einkaufsliste.
Freundlicher Sonnenschein begrüßt uns am nächsten Morgen. Da es draußen noch zu nass zum Frühstücken ist, nehmen wir an dem rustikalen Küchentisch Platz.
Aus dem Fenster können wir schrägt übers Tal auf die Gondelstation der hiesigen Seilbahn blicken. Von dort ist die Aussicht sicher auch prima. Nach dem Frühstück möchten wir dort hin spazieren, oder kraxeln, oder wie das Fachwort für Bergwandern hier auch immer heißen mag 🙂
Das Schöne ist, dass uns der Weg zum Gondelbahnhof auch auf interessantem Wege durch das Feriendorf führt. Jede Hütte sieht anders aus und trägt so individuellen Charme. Und doch besteht ein sehr harmonisches Ortsbild. Wilde Blumenwiesen, Vollholzbohlen und Schwedenzäune, die gelegentlich auch fehlen. Die Dächer sind Heidegrasbewachsen, selbst die der Grillinstallationen. Gedrechselte Elemente geben den dunklen Holzfarben zusätzlich Rustikalität.
Was am Anfang unserer Reise die Lupinen waren, sind jetzt die Waldweidenröschen. Sie dominieren das Landschaftsbild floristisch und lassen den sauren Bergwaldboden im Kontrast zum Moosgrün schon aus der Ferne besonders lebendig erscheinen.
Nähert man sich den vielen Bergalmflächen, sind es vor allem Moose, Heidekraut und endlose Teppiche aus Heidelbeeren und Krähenbeeren, die das Bild prägen.
Auf der anderen Seite des Tals angekommen, erholen wir uns schnell von dem kurzen aber anstrengenden Aufstieg. Die Gondelstation ist außer Betrieb. Hier muss es im Winter wie im Taubenschlag zugehen. Doch jetzt ist August. Außer einem verkuschelten Liebespaar und ihrer Weinflasche, deren 20:15 Uhr Film heute der Sonnenuntergang sein wird, entdecken wir hier niemanden.
Dafür gewährt uns der Branäs erneut zu allen Seiten tolle Aussichten. Das beeindruckt sogar die Jungs, die einen Moment in andächtigem Schweigen die Schatten der Wolken beobachten, wie sie über Berg und Tal ziehen, und mit ihrem Spiel aus Licht und Farbe jedes Augenpaar leicht verfangen.
Aus dem Wunsch von Ivo und Nante nach spektakulären Kletterfotos, die sie Oma, Opa und ihren Freunden schicken können, wird leider nichts, denn tatsächlich gibts hier nur Hänge, die mir zu gewagt scheinen. Aber Not macht erfinderisch und so überlegen sie, wie ich sie mittels einfacher Fototricks dennoch beeindruckend in Szene setzen kann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Für mich gehört es mitterweile zur Routine, dass ich mich alle hundert Meter und bei jeder Wartesituation bücke und nasche. Blaubeeren gibt es hier quasi in unvorstellbaren Massen.
Anders als in den anderen Teilen Schwedens, die wir bisher bereist sind, tauchen Heidelbeeren hier jedoch immer gepaart mit Schwarzen Krähenbären auf. Das hat uns vor 9 Jahren auf meinem Outdoor-Trip mit Freunden einmal den blanken Schweiß auf die Stirn getrieben, als wir realisierten, dass das, was wir unachtsam beim mühsamen Zurücklegen eher bescheidener Strecken damals in uns hinein aßen, gar keine Heidelbeeren waren. Unsere Mägen waren damals so leer, dass ein erzwungenes Erbrechen nicht funktionierte. Und so blieb uns nur das Prinzip Hoffnung. Jedes noch so kleine Zwacken und Kneifen interpretierten wir über, erlebten letztlich jedoch keinerlei echte Symptome. Heute weiß ich, dass Krähenbeeren ebenfalls essbar und sogar recht reich an Vitaminen sind, wenn sie auch geschmacklich nicht in der gleichen Liga spielen wie Heidelbeeren. Vereinzelte Butterpilze und Sandröhrlinge zwischen den Beerenmatten nehmen wir gleich mit und bereichern so unser Abendbrot.
Der nächste Tag will seinem Namen nicht so Recht Ehre machen, denn hell wird es eigentlich nie. Nur selten erreicht die Sichtweite die Hundertmetermarke.
Die Not zur Tugend machend, steigen wir in den Foki und fahren bergab. Ein bisschen rumdüsen, vielleicht mal einkaufen zwischendurch, so der Plan.
Unten im Tal fließt der Klarälven vor sich hin und lässt sich durch nichts in der Welt aus der Ruhe bringen. Wann immer wir die klapprigen Brücken queren müssen, gebe ich gerne zu, noch langsamer als unbedingt notwendig zu fahren. Denn dann schaue ich ins Wasser und halte nach Fischen Ausschau. Wie gerne ich jetzt angeln würde.
Gelegentlich prüft Anne die deutsche Presse und wir schütteln den Kopf, wie überzogen negativ die heimische Berichterstattung Schwedens Umgang mit Corona skizziert. Wir erleben die Schweden als sehr vorsichtig, doch gleichzeitig auch besonnen. Einen an Corona erkrankten kennt auch hier niemand persönlich.
Wir müssen weit fahren, um einen Supermarkt zu finden. An zwei Standorten, die uns google maps empfiehlt, finden wir lediglich vernagelte Holzruinen vor. Schließlich haben wir jedoch Glück. Gleich eingangs empfängt uns im Kühlregal zwischen sahnigen Geburtstagstorten eine nette Überraschung, die wir so aus Deutschland nicht kennen, hier in Schweden aber noch öfter sehen werden: Krabbentorte
Nach drei Stunden Umhergefahre werden wir vier hungrig und 45 weitere Minuten später entdecken wir gut versteckt auf dem Hinterhof einer kleinen Farm ein Restaurant. Die Gasttische sind klebrig wie Fliegenfallen. Das Buffet in der Mitte des dunklen Raums sieht wie ausgeplündert aus. Keiner spricht englisch, geschweige denn deutsch. Und wir beschämender Weise noch immer nicht genug schwedisch, um uns wirklich durchzuschlagen. Glücklicherweise finde ich eine Google-Bild-Übersetzungs-App. Und da selbst hier im hintersten Bergland der mobile Datenempfang immer auf oberstem Deutschlandniveau ist, kann ich sie blitzschnell herunterladen. Die App funktioniert erstaunlich wunderbar. Während ich einfach mit der Kamera auf die Speisekarte halte, überblendet das Programm die Originale Schwedenschrift vollautomatisch mit der deutschen Übersetzung. Jetzt trauen wir uns, zu bestellen. Anne irgendwas mit Elch, ich irgendwas mit Rentier, die Jungs Nudeln mit Tomatensoße.
Zurück in unserem Ferienhaus befüllen wir den Kühlschrank mit unseren reichlichen Einkäufen.
Aber wir haben nicht nur Lebensmittel gekauft, sondern auch Brennholz. Und so steht dem Einheizen jetzt nichts mehr im Wege. Kurz ist es brenzlig, denn der Abzug zieht nicht sofort und drückt Rauch zurück in den Wohnraum. Doch mit einem Plopp geht es los und wenige Minuten später breitet sich wohlige Wärme aus. Verhindern kann man dieses Rauchanstauen, indem man vorne weg etwas Zeitungspapier verbrennt und somit heiße Luft den Schornstein hinauf drückt. Leider haben wir hier keines.
Der gemütliche Sessel direkt neben dem Kamin wird zum meist begehrten Platz im Haus. Der Himmel reißt jetzt auf, aber die Gemütlichkeit hält uns drinnen fest.
Vergnügt schlafen wir kurz nach dem Dunkelwerden ein. Natürlich nicht, ohne eine ausgiebige vorherige Lesesession in Tom Sawyers Abenteuern.
Den nächsten Morgen starten wir mit einem nahrhaften und zugleich sättigenden Frühstück aus leckerem Naturjoghurt, Agavendicksaft und aufgetauten Mjoltebeeren.
Danach gehts ab zum nächsten Ausflug. Anne will unbedingt mit den Jungs die steilen Schotterpisten auf dem Fahrrad hinabrasen. Das lässt sich am leichtesten realisieren, wenn ich mit dem Auto hinterherfahre. Die vier brauchen kaum zu treten. Im zweiten Gang tuckere ich hinter den Dreien her. Etwas monoton. Und so dauert es nicht lang, bis der bald einsetzende Bergwald zu beiden Seiten meine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Aus dem Auto heraus entdecke ich Unmengen von Pilzen und halte irgendwann an. Was man aus dem Fahrzeug nicht sieht, ist der sumpfige Waldboden. Die Berge senken sich hier in sanften Wellen gen Tal und ihr durchgehender, glatter Stein, bildet riesige mehr oder weniger flache Mulden, wie Badewannen, die oft auf einer dünnen Humusschicht alte Bergwälder tragen, gelegentlich aber auch keinerlei Abfluss haben und somit zu Hochlandmooren versauern. Eine ganz eigene Naturlandschaft eröffnet sich mir hier.
Als ich weiterfahre, setzt nur eine Minute später heftiger Platzregen ein. Anne und die Jungs sind natürlich bereits außer Sichtweite. Ich gebe Gas und erreiche die drei keine zwei Minuten später – pitschepatschenass. Anne schimpft wie ein Rohrspatz, warum ich nicht direkt hinter ihnen geblieben sei. Ich schnalle unterdessen die Fahrräder wieder aufs Dach und wir setzen unsere Fahrt mit Heizung auf maximaler Stufe gen Tal fort.
Im Tal angekommen herrscht wieder bestes Wetter. An einer Sandbank machen wir Halt, denn aus dem Auto entdecken wir eine Gruppe von Menschen, die im flachen Wasser Flöße zusammenschnürt. Eine kleine Firma bietet diesen Service an. Anschließend kann man sich wenige oder viele Kilometer flussabwärts treiben lassen, je nach Laune. Die Firma sammelt ihre Gäste am finalen Wunschlandeplatz wieder ein und sorgt für den Abtransport der Stämme und Seile. Möglich sind Tagestouren, aber auch 2-Wochentouren. Bei letzterer Variante schnürt man zwei bis drei Flöße zusammen und erbaut eine Schutzhütte auf ihnen. Ganz nach Wunsch kann man damit abends am Ufer festmachen und auf dem Floß nächtigen, oder an Land zelten. Wir vier sind sofort begeistert von dieser Idee, aber das unbeständige Wetter dämpft die Begeisterung erheblich. Irgendwann werden wir eine solche Reise wohl zusammen unternehmen.
Wir indes fahren weiter zum Anfang einer nahegelegenen Wanderstrecke. Leider hindert mich meine Beinverletzung noch immer daran, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, oder zu baden, oder in die Saune zu gehen. Ein ziemlicher Schlamassel, über den ich mich trotz gebührender schwedischer Gelassenheit, immer wieder mal ärgere. Gerade hier wäre eine Familienwanderung etwas ganz wunderbares, auf das Anne und ich große Lust hätten. Wir belassen es bei einem kleinen Spaziergang über den reißenden Bergfluss, der nur wenige hundert Meter später seine sprudelnden Wassermassen in den behäbigen Klarälven ergießen wird. Die Luft ist geschwängert von der Feuchte des Stroms. Der Wald an seinen Flanken ist knorrig, grün und äußerst dicht. Urige Bäume ankern auf schroffem Fels und stecken wild ihre Wipfel in die Lichtschneise, unter der sich braunes Wasser seinen Weg der Schwerkraft entgegen bricht. Es ist ein herrlicher Ort.
Zurück am Parkplatz, der sich am Fuße des Wasserfalls befindet, flattert eine hölzerne Badeform bedenklich im Wasser. Ivo lässt mit seinem Bitten, hier baden zu dürfen, nicht locker. Ich bin mehr als skeptisch und beobachte mit einem vorläufigen Nein das Wasser und seine Dynamik genau. Während ich nach einer finalen Antwort suche, dämpft das laute Getöse alle übrigen Geräusche. Winzige Wassertropen pitzeln mir ins Gesicht und erzeugen leichte Gänsehaut auf meinem Unterarm. Der Pool, welcher sich jener Schlucht anschließt, aus der die colafarbene Gischt schießt, öffnet den Weg für das Wasser in die Weite, sodass dieses nur 20 Meter hinter dem Pool zur fast völligen Ruhe kommt, ehe es in gemächlichem Tempo weiter fließt. Direkt unterhalb des Wasserfalls haben die seit tausenden Jahren strömenden Wassermassen sicher eine tiefe Kuhle ausgewaschen, deren Ausmaße ich nur schwer abschätzen kann und auf anderthalb bis drei Meter schätze. Direkt dahinter jedoch ist das Wasser nur knietief. Schließlich willige ich Ivos Wunsch ein, gebe ihm jedoch genaue Instruktionen. Seine kräftigen kleinen Hände umklammern den verzinkten Stahl der Leiter fest entschlossen. Sobald er im Wasser ist, liegt er fast senkrecht oben auf.
Die Strömungsgeschwindigkeit lässt seinen Körper wie einen Wimpel im Wind flattern. Das Wasser hat keine 8 Grad Celsius. Durchströmt von seinen Gefühlen klettert Ivo begeistert mit weit aufgerissenen Augen und Mund aus dem Wasser und fragt, nach einer kurzen Pause des sich Sammelns: „Darf ich nochmal?“. Drei weitere Tauchmanöver in brauner Kola bringen sein Herz erst zum Rasen und schließlich seinen ganzen Körper in eine glückseelige Entspannung.
Zurück in unserem schönen Ferienhaus genießen wir alle den letzten Abend am Branäs. Ich zottel mir eine Matratze raus auf die Terrasse und lese im letzten Licht eingemurmelt bei 10 Grad Außentemperatur Nachrichten von zu Hause. Das Splash!-Festival 2020 ist ausverkauft. Ich werde es leider verpassen, denn wir werden zu dem Zeitpunkt noch in Schweden sein. Nante ist bei seinem Freund Oskar zum Geburtstag eingeladen. Auch diesen werden wir verpassen. Unsere nächste Unterkunft wurde auf AirBnB bestätigt. Somit haben wir auch morgen einen Schlafplatz sicher. Als es zu kalt wird, wechsle ich ins Hauseinnere. Anne hat Abendbrot vorbereitet, mit knackigem Knäckebrot und einer Kanne dampfendem heißen Tee. Der gusseiserne Ofen lullt uns bald in behagliche Wärme und wir lassen den Tag zu viert kuschelnd auf der Couch ausklingen.
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