Die Anreise (03.06.2020)

„Nie im Leben passt das alles in den Kofferraum“, sagt Anne. Schon oft waren wir in kleinere und größere Urlaube gefahren, sicher aber nicht zu viert für 10 Wochen irgendwo hin. Wir hatten uns für völlig verschiedene Anlässe und Wetterbedingungen zu wappnen. Gleißender Sonnenschein bei über 30 Grad, klirrende Kälte mit Wind und Schnee. Flanieren in noch unbekannten Kleinstädten, wagemutige Exkursionen mit Zelt und Angel ins schwedische Hinterland.

In rund 25 Taschen und Täschchen fand alles Platz, was uns durch die kommenden 10 Wochen bringen sollte. Doch würde all das auch Platz im Kofferraum unseres „Foki“ – einem 2009er Ford Fokus Turnier – finden? Anne war zu Recht skeptisch und morgen sollte es bereits losgehen.

Da Reike Herausforderungen liebt, erklang vor seinem geistigen Ohr direkt die Titelmusik des Puzzle-Spiele-Klassikers Tetris und mit einem Grinsen auf seinem Gesicht antwortete er: „Doch! Das passt.“

Level 1: Als erstes wurden die vier Fahrräder auf dem Dach installiert. Anne hatte zuvor günstig auf ebay einen kaum gebrauchten Fahrradträger geschossen. Nach einiger Recherche und vorübergehender Punkteführerschaft jener Variante, die hinten am Fahrzeug auf der Anhängerkupplung installiert wird, entschieden wir uns schließlich doch für die Dachvariante. Die Last von vier Fahrrädern auf einer Anhängerkupplung war uns dann doch nicht geheuer. Das Modell von Thule mit dem zufälligen Typen-Beinamen „Schweden“ machte einen super soliden Eindruck und die Installation der Räder war kinderleicht.

Level 2: Campingzeug, Fahrradtaschen, Angelausrüstung

Es folgten mehrere Runden Tetris.

Level 3: Schulsachen für mehrere Wochen Hausschule, Klamotten der Jungs & unsere eigenen
Level 4: Schuhe (je 3 Paar; Flipflops, normale, Outdoor), Fußball, Waschtaschen

Schließlich war es vollbracht. Nichts musste zurück bleiben.

Level 5: Innenraumausstattung mit Organizern für Spiele, Tablets und Co der Jungs hinten, Essen und Trinken vorne.

Es war der Morgen des 3. Juni 2020. Pünktlich um 9 brachen wir in Richtung Rostock auf, wo uns die Fähre „Peter Pan“ der TT-Line in die schwedische Küstenstadt Trelleborg bringen sollte.

Kurzer Check der Fahrräder bei Kilometer 50 auf der Autobahn – alles saß bombenfest, kein Milimeter Bewegung.

Der Check-in an der Fähre verlief völlig problemlos. Da die Frachträume super hoch sind, wurden auch unsere Fahrräder vom Einweiser nur mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Und auch die fünfeinhalb stündige Überfahrt fiel uns leicht, auch wenn es an Bord zahlreiche coronabedingte Einschränkungen gab, das Bordkino beispielsweise geschlossen blieb.

Angekommen in Schweden taten wir das, was uns über die Jahre zur Routine geworden ist, sobald wir in einem neuen Land ankamen – wir gingen einkaufen. Supermärkte sind eines der besten Dinge beim Reisen. Man möchte meinen, dass ein Supermarkt in Deutschland sich nicht wesentlich von einem in Frankreich, UK oder eben Schweden unterschiede. Tatsächlich aber lernt man in ausländischen Supermärkten wahnsinnig viel.

Zum Beispiel in welchen Sprachen die Inhaltsstoffe übersetzt werden. Das gibt einen Hinweis auf das, was jeweilig als „Binnenmarkt“ wahrgenommen wird. In Schweden beispielsweise – wenig überraschend – ist das neben Schwedisch auch Dänisch, gelegentlich Norwegisch, selten Finnisch. Oder man lernt über kulinarische Vorlieben vor Ort. Regale voll getrockneter Fische in Italien, Schinken am ganzen Schweinebein in Spanien, ungezählte Antipasti-Sorten in Griechenland, Macaron in Frankreich.

In Schweden fallen die vielen Varianten von eingelegtem Fisch auf. Köttbullar, welches viele von uns aus den IKEA-eigenen Restaurants kennen, gibt es hier für jeden Geschmack. Toilettenpapier ist hier keine Mangelware. Und Masken werden hier auch nicht getragen. Mal sehen, was wir noch entdecken.

Gegen 21 Uhr erreichten wir unsere erste Unterkunft in Schweden, die wir bereits aus Deutschland heraus mit AirBnB gebucht hatten. Das kleine Nebengelass eines schwedischen Bauernhofs sollte uns für die ersten zwei Nächte beherbergen.

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